Selbstgestrickte Trachtensocken aus meliertem Garn in Pink
selfmade

Sockenstricken – eine Liebe auf den zweiten Blick

Sockenstricken hab ich früher immer abgelehnt. Kategorisch. Aus vielen Gründen und jeder einzelne von ihnen war wirklich richtig gut. Und was strickst du so? Alles. Außer Socken!

Die Beweisführung


Altbacken und spießig. Sockenstricken ist für Omas. Ich dachte an die Oma, die den Enkeln jedes Jahr jede Weihnachten Socken schenkt. Eine Oma, die die Wünsche der jungen Leute nicht kennt. Oder schlimmer noch: ignoriert. Eine Oma, die nicht merkt, wie sich alle augenrollend angrinsen, sobald sie die kleinen Päckchen rüberreicht.

Uncool und bar jeden Gefühls für Stil. Selbstgestrickte Socken waren was für Öko-Müsli-Frauen. Sie trugen sie in globigen Wanderschuhen zum drei Röcke-übereinander-Lagenlook. Oben herum ein langes Oberhemd vom Vater und eine braune Wildlederjacke vom Flohmarkt. Eine selbst gebatikte Mullwindeln um den Hals rundete den Look ab. Auf keinen Fall wollte ich erscheinen wie eine, die mit erhobenem Zeigefinger allen sagte, was sie im Konsumverhalten falsch machten und wie viel besser die Welt wäre würden nur alle wie sie sein.

Nervig kompliziert. Zum Sockenstricken braucht es ein Nadelspiel. Spiel. Wieso eigentlich Spiel? Stricken mit Nadelspiel hat wenig mit Spielen zutun. Eine unvorsichtige Bewegung und die Nadeln rutschen aus dem Gestrick, die Maschen purzeln munter hinterher. Bevor es soweit kommen kann, muss das Gestrick aber erstmal zur Runde geschlossen werden. Meistens scheiterte ich schon daran. War das geschafft, bestand noch die Gefahr, statt des Fadens vom Knäuel, den Anfangsfaden zu erwischen. Diesen unkorrigierbaren Fehler merkte man dann, je nach Fadenlänge, erst ein paar Runden später. Unkorrigierbar, wirklich. Es half nur aufribbeln und von vorne beginnen.

Wenig abwechslungsreich, unkreativ und von minderer Qualität. Sockenwolle war einfarbig, langweilig, und mit hohem Kunstfaseranteil. Es gab strenge Regeln und Vorgaben, wie Bündchen, Schaft, Ferse, Fuß und Spitze zu stricken waren. Nur nach diesen Regeln wurde aus dem Knäuel ein Strumpf und auch nur in genau dieser Reihenfolge. Basta.

Ich hatte also ein ganzes Bündel an Vorurteilen sicher in einer meiner Hirnschubladen verstaut.

Letztlich war alles anders

Schließlich erweiterte sich mein Horizont durch die vielen großartigen Strickerinnen und Stricker, die auf Facebook und Insta die tollsten Sockenbilder posteten. Unbestreitbar waren sie keine ignoranten Omas, nicht uncool, keine Ökodiktatorinnen und ihre Socken wunderschön. Auch das Angebot an Sockenwolle erwies sich als gar nicht langweilig. Im Gegenteil. Sockenwolle gibt es in allen erdenklichen Farben, uni, mit Farbverläufen oder gemustert. Die Materialienvielfalt ist riesig, mit oder ohne Kunstfaser.

Ein halb fertig gestrickter Pullover in schönem Lacemuster

Als ich einen Pullover strickte, dessen Ärmel gemäß Anleitung in Runden zu stricken waren, überwand ich meine Furcht vorm Nadelspiel. Nach anfänglichem Gefummel, fand ich es gar nicht so schwer. Genau genommen fiel es mir sogar leicht. Also kaufte ich mir ein Buch übers Sockenstricken und legte los.

Cover Socken Workshop vom Topp Verlag mit Trachtensocken

Die Ergebnisse können sich sehen lassen, finde ich. Und selbstgestrickte Socken an den Füßen zu haben ist etwas ganz besonderes. Es fühlt sich kuschelig weich an, wie eine sanfte Fuß-Umarmung. Sockenstricken ist wärmstens zu empfehlen, probiert es aus.

Pia
>j<

6 Kommentare

  • Oliver Böse

    Die Rechte graue Socke ist die meine (eine linke Socke habe ich auch), Pia hat sie mir zu Weihnachten gestrickt, ich trage sie oft, weil sie so super bequem sind und wie man sieht, perfekt passen. Like them! Mr. B

  • Andrea Karminrot

    Socken stricken ist für mich längst meditativ. Das Buch muss ich mir mal anschauen. Bestimmt finde ich da auch noch den einen oder andern Tipp.
    Bleib dran, am Sockenstricken!
    Liebe Grüße
    Andrea

    • Pia

      Liebe Andrea,

      meditativ trifft es sehr gut. Genau das macht das Sockenstricken aus.
      Das Buch kann ich sehr empfehlen. Es beschreibt/erklärt viele Techniken und Möglichkeiten. Einige davon werden durch Video-Erklärungen ergänzt. So habe ich den Bumerang gelernt. All umfassend ist es aber auch nicht. Gerade habe ich im frickelcast von der Fish Lips Kiss Heel gehört. Diese Fersentechnik, soll Fersen ohne Löcher garantieren. Die Anleitung gibt es auf Ravelry von Sox Therapist. Meine nächsten Fersen werde ich mal so probieren.
      Happy knitting.
      Liebe Grüße
      Pia

  • carina

    Liebste Pia, knitting yogini –

    wie schön, Dich hier mal wieder zu lesen und wie schön es bei Dir aussieht! Kompliment zu Beidem.
    Ich bin sehr gespannt, was du von den FLK Heels hälst! Die Anleitung ist sehr (sehr!) ausführlich, aber wenn man sich da einmal durchgewurschtelt hat, werden die Sochen perfekt. Versprochen.

    😘 Carina.

    • Pia

      Liebe Carina,
      Danke für Deinen lieben Kommentar. Ich bin auch gepannt auf die Anleitung. Steffi von feierabendfrikeleien hatte schon angedeutet, es sei eine SEHR ausführliche Anleitung. Es sei genau genommen eine wissenschaftliche Abhandlung. Klingt spannend…
      Liebe Grüße
      Pia

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.