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Eine Flugbeschäftigung

Bildquelle: Pixabay

Zwölf Stunden Flug können sich ganz schön ziehen. Die Zeit kann mit Film schauen, Musik hören, Dösen, Essen und lesen verbracht werden. Oder man nutzt sie produktiv mit Stricken und Häkeln.

Das mitgenommene Projekt sollte handlichen Formats sein, um locker ins Handgepäck zu passen. Nicht zu kompliziert sein, damit man nicht auch noch die ganze Zeit denken muss, schließlich dient die Reise der Erholung. Ein mehrfarbiges Projekt kommt ebenfalls nicht in Frage ob der Unmöglichkeit, die vielen Knäule in der engen Economyclass verwusel frei zu verarbeiten.

Die vielen angefangenen Projekte, die hier im Haus an verschiedenen Plätzen auf ihre Fertigstellung warten, sind damit alle raus. Das perfekte Alpakakleid ist kurz vor der Teilung in Vorder- und Rückenteil, da beginnt die Messerei. Lustige Vorstellung, wie ich im Flieger den Nachbarn frage, ob er mal eben den Tisch runter klappen könne, zwecks Vermaßung des Strickteils – äh, nein, vielleicht dann doch nicht.

Der dicke Pulli aus dem geschenkten Garn wird während des Strickens entworfen, maximales Nachdenken erforderlich. Das Traumtuch aus Marisas erstem Tücher-Buch hat mehrere Knäule gleichzeitig in der Verarbeitung. Das gäbe ein Chaos! Mit der Wolle aus Lissabon soll erstmals ein Von-oben-Projekt starten. Konzentration ist notwendige und hinreichende Bedingung für das schnelle und sichere Voranschreiten des Projektes. Da diese Bedingung nicht gegeben ist, bleibt die Wolle aus Lissabon am Boden.

Ich habe mich wahrlich bemüht, doch es läuft auf das Unvermeidliche hinaus: Ich brauche etwas Neues.

Auf der Suche nach einem passenden Projekt durchstöbere ich mein Gehirn nach alten Projektideen, die ich schon immer mal umsetzen wollte. Der Denkprozess währt nicht lange und schon werde ich fündig. Da gab es diesen genialen Teppich. Erst gehäkelt, dann in der Waschmaschine gefilzten. Genauso einen wünsche ich mir schon die ganze Zeit am Fußende des Bettes. Es handelt sich dabei um eine Anleitung aus einer Filati Home. Ich stelle es mir großartig vor, im Flugzeug zu sitzen und Blüten zu häkeln.

Gleich am Abend mache ich mich an die Materialbeschaffung. Für einen Teppich, auch wenn er klein sein wird, benötigt man einen ganzen Berg Wolle. Der Teppich soll weniger als halb so groß werden wie das Original. Statt vierundzwanzig würden neun Blüten verarbeitet. Das verwendete Garn ist dick, pro Blüte werden hundert Gramm Wolle verhäkelt. Zwei Knäule. Schon im Kaufvorgang schleichen sich die ersten Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung ein. Neun Blüten macht achtzehn Knäuel Wolle. Im Handgepäck? Ich kann ja etwas weniger Wolle mit an Board nehmen, denke ich mir und drücke auf „Bestellung absenden“.

Die Wolle ist am nächsten (!) Tag da. Ich bin beeindruckt von der schnellen Lieferung und beginne sofort, die erste Blüte Probe zu häkeln. Es ist ein Traum. Die Häkelnadel aus japanischem Bambus liegt geschmeidig in der Hand, die Blüten häkeln sich wie von selbst. Nach der ersten Probeblüte starte ich die nächste und dann noch eine. So geht das weiter, bis ich schon Tage vor dem Abflug die gesamte Wolle in Blüten verhäkelt habe. Jetzt könnte ich im Flieger nur noch die Fäden vernähen und die einzelnen Blüten zusammennähen. Ist natürlich Quark.

Soll ich jetzt etwa ohne Projekt einsteigen?

Werde ich nicht. Im Sommer dieses Jahres wollte ich gemeinsam mit Carina die Goosebumps von Fia stricken. Wolle war gekauft, extradünne Nadeln ebenso, Carina schon am Start, ich beim Probestricken…

Und dann? Mitten im Flow verließ mich die Motivation. Wolle, Nadeln und Anleitung wanderten in die Woll-Komode. Auch bekannt als UFO*-Gruft. Und irgendwie dachte ich, ich würde niemals dieses geniale Tuch stricken und suchte stattdessen schon nach Alternativen für das Garn.

Jetzt also doch. Gänse(haut) und Fliegen, das passt.

Während ich diese Zeilen schreibe, steigt die Vorfreude auf die Reise und mit ihr auch die Vorfreude auf das schöne neue Strickprojekt. Hurra, ich bin dann jetzt bereit für den Urlaub.

Ich wünsche euch allen eine zauberhafte Weihnachtszeit

Pia
>j<

*unfinished object: gemeines Vielstrickerproblem.

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