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Lagom – Balance auf schwedisch

Kennt ihr lagom? Das ist schwedisch. Es bedeutet so viel wie genau richtig. Nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern die goldene Mitte in der perfekten Balance.  Linguisten zu Folge lässt es sich wohl nicht mit einem einzigen Wort in die deutsche Sprache übersetzen. Der Begriff umschreibt die Lebensphilosophie der Schweden. Glückliche Menschen, die gelassen und entspannt den Alltag nicht nur meistern, sondern auch genießen.

 

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Ehrlich gesagt habe ich von Schweden keine Ahnung. Ob die Schwedin ansich glücklicher lebt als ich? Wer weiß. Zwar habe ich, aufsummiert von Anbeginn meiner ersten eigenen Möbelkäufe an bis zum heutigen Tag, schätzungweise ein Bruttojahresgehalt bei diesem einen Möbelhaus gelassen. Das macht mich wahrscheinlich dennoch nicht zum Schwedenkenner. Muss es auch nicht, denn darum geht es hier nicht.

Es geht um die Idee, ein Leben in Balance zu leben. Ein Leben, in dem Zufriedenheit herrscht über das was ist. Was bedeutet das für mich? Wo stehe ich? Alle meine Grundbedürfnisse sind gedeckt, das ist schon mal gut. Dennoch überkommt mich häufig das Gefühl, im Überfluss zu ertrinken und dabei nicht genug zu haben. Ziemlich absurd. Ich jammere über den ganzen Kram, der überall rum liegt und über die vielen unerledigten Dinge, die noch zutun sind. „Ich habe keine Zeit“ ist mein meistgedachter Gedanke.

 

Wie wäre es, im Leben manchmal eine Stopptaste zu haben?

Manchmal wünsche ich mir eine Stopptaste für das Leben. Ich könnte sie drücken, und alles um mich herum wäre eingefroren. Keine Bewegungen, keine Geräusche mehr. Nur ich würde mich durch Raum und Zeit bewegen und dabei in Ruhe alles ansehen. Ich liefe durch die Gänge der Firma bei der ich arbeite, langsam mit Bedacht, einen Schritt vor den anderen setzend Richtung Ausgang. Völlig entspannt könnte ich das Gebäude, das Gelände verlassen. Kein Termin der drückt, keine noch dringend zu erledigenden Aufgaben. Die Zeit stünde still.

Im Garten würde ich nicht mit Unbehagen auf den Bambus schauen, der immer noch hoch und wild wächst. Obwohl ich mir im Frühjahr vorgenommen hatte, dass das Ende des Sommers auch das Ende des Bambus werden sollte. Da steht er, als Mahnmal meiner Planverfehlung. Stünde die Zeit still, dauerte der Sommer ewig. Mein Ziel wäre immer noch erreichbar.

 

Ich könnte unendlich viele Dinge auf meine imaginäre Todoliste setzen. Jede Idee, die mir im Tagesverlauf so durch den Kopf geht, käme darauf. All die Pullover, Handschuhe, Decken, die ich stricken und häkeln könnte! Nachschub an Wolle hätte ich immer, denn natürlich hatte ich die Stopptaste während der Ladenöffnungszeiten gedrückt.

Ich würde endlich die Brownies backen, die sich mein Sohn schon seit Monaten von mir wünscht. Ähm, die er dann gar nicht essen könnte, denn er wär ja eingefroren. Blöd.

Es sieht so aus, als mache die Stopptaste am Ende ein bisschen einsam. Wahrscheinlich ist es auch nicht wirklich Balance, wenn ich Zeit im Überfluss hätte. Maßlos viel Zeit – maßlos. Wo der Ausgangspunkt meiner Überlegungen „genau richtig – nicht zu viel und nicht zu wenig“ gewesen ist, bin ich nun bei maßlos geendet. Diese Idee ist eine Sackgasse, ich werde mir etwas neues überlegen.

 

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Sinnlos war sie trotzdem nicht, diese Schwedenidee. Sie hat mich zur Farbgestaltung meines zweiten Edda-Einkaufnetzes inspiriert. Gearbeitet mit Wolle aus meinem Stash. Ich habe nichts neu gekauft und sogar Kram reduziert. Weniger Besitztümer, das ist auch lagom.

 

 

Den Pullover aus dem gleichen Garn habe ich zuerst gestrickt. Auf ihn bin ich ein bisschen stolz, weil ich ihn ohne Anleitung innerhalb von zwei Wochen mal eben so runtergestrickt habe. Das zu können erfordert Erfahrung und Fokussiertsein. Damit ist er für mich der Beweis, dass es sich lohnt dran zu bleiben.

 

 

Pia
>j<

 

 

 

 

 

 

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